Maximilianische Befestigungsanlage

Erzherzog Maximilian Josef von Este war der Neffe von Kaiser Franz I. und ein Enkel Maria Theresias. 1809 hatte er während der Napoleonischen Kriege die Aufgabe, nach der Niederlage von Regensburg, Linz verteidigungsbereit zu machen. Linz hatte aber bereits 1800 durch den großen Brand und die nachfolgenden Einfälle der Franzosen den Hauptteil der Befestigung verloren und Maximilian scheiterte mit dieser Aufgabe.

Nach dem Krieg dachte Napoleon über eine Befestigungsanlage nach, die die wichtigsten Einfalltore der Monarchie, also etwa Prag, Lemberg, Mailand und auch Linz schützen sollte. Maximilian wählte, unter dem Eindruck seines Scheiterns, Linz als erste Stadt, in der diese Befestigung gebaut werden sollte.

Er plante einen Ring von Türmen rund um Linz, die so weit vor der Stadt entfernt waren, dass diese nicht von feindlichen Artilleriebeschuss errreicht werden konnte. Der Abstand zwischen Türmen war normalerweise circa  600 m. Das war eine Kartätschenschussweite, damit sich die Türme gegenseitig decken konnten, falls also ein Angreifer einen Turm erobern konnte, könnte dieser von den Nachbartürmen aus beschossen werden. Es gab daher auch ein Bauverbot auf einem 1 km breiten Ring zwischen den Türmen. Im Ernstfall war auch noch eine Linie aus Schanzpfählen vorgesehen.

1828 baute er aus eigenen Mitteln einen Probeturm, mit dem er die ersten Beschusstests durchführte. Diese verliefen zur vollsten Zufriedenheit und überzeugten den Kaiser, der seine Zustimmung zum Baubeginn gab. Ab 1830 begann der Bau der Befestigungsanlage.

Jeder Turm hatte einen Durchmesser von 35 m und eine Höhe von 13 m mit drei Stockwerken. Ganz unten war der Magazinstock mit Vorräten für 4 Monate und einen Brunnen im innersten Mauerring. Darüber war der Wohnstock für 60 Soldaten, im Ernstfall waren maximal 117 Soldaten vorgesehen. Im obersten Stock befand sich der Schartenstock mit den Haubitzen. Ganz oben war ein abnehmbares Dach mit weiteren Kanonen.

Rund um den Turm war ein Glacis, also eine Erdaufschüttung mit einem Graben, der bis zum Schartenstock reichte.

Bei dieser größten Baustelle Europas wurden enorme Materialien verbaut: 15 Mio Ziegeln für die Gewölbe, 200.000 m³Bruchsteine für die 3 Mauerringe, dazu jede Mengen Holz, Sand Kalk und Schotter. Es wurden 12 Steinbrüche und 14 Ziegeleien eröffnet, in Summe 4000 ArbeiterInnen beschäftigt, die gut bezahlt wurden (18 Kreuzer pro Tag, allerdings kostete bereits 1l Bier oder Most 10 Kreuzer). Es gab auch 1x pro Woche eine ärztliche Untersuchung, weniger um Besorgnis für die Gesundheit der ArbeiterInnen, sondern auch aus Eigennutz, denn es handelte sich um eine bunte Truppe wie etwa böhmische Teichgräber oder Tiroler Steinbrecher. Die Gefahr einer Verbreitung von Seuchen war daher groß.

Schlussendlich entstanden 32 Türme, 2 Anschlusstürme (an der Donau) und einige Vorwerke zur Verstärkung an uneinsichtigen Stellen. Dazu kam dann noch das Fort am Pöstlingberg mit 6 Türmen. Ein zweites Fort hätte am Kürnberg entstehen sollen, wurde aber nie gebaut.

Die Türme wurden durchnummeriert, wobei es keinen Turm 17, dafür aber einen Turm 30 ½ gibt. Dazu erhielten die Türme die Namen weiblicher Heiliger.

11 Türme stehen bis heute, 8 davon sind komplett.

Die Turmlinie wurde bereits 1858 wieder aufgelassen, da die größere Reichweite der Geschütze diese Art von Befestigungsanlagen überflüssig machte. Maximilian musste den Niedergang noch erleben, ab den 1860er Jahren waren bereits die ersten Türme verkauft, einige sind bereits kurz danach abgetragen worden.

Das Bauverbot für den 1 km breiten sicht- und schußfreien Ring zwischen den Türmen wurde 1883 aufgehoben, erst dadurch wurde eine Stadterweiterung und Ausdehnung von Linz möglich.

Auf der Karte unten sieht man die Standorte aller Türme auf dem aktuellen Stadtplan eingezeichnet. Ich habe den gesamten „Turmring“ in 5 Teilwanderungen unterteilt, die die Turmlinie komplett abgeht (mit Ausnahme der nicht-zugänglichen Teile der Chemie Linz):

  1. Vom Pöstlingbergfort zum Turm 24
  2. Vom Turm 25 zum Turm 29
  3. Vom Turm 31 zum Turm 8
  4. Vom Turm 8 zur Donau
  5. Von der Donau zum Pöstlingbergfort

2 Kommentare zu „Maximilianische Befestigungsanlage“

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