


Die Daimlerstraße ist eine Straße in der Neuen Heimat. Sie führt auf einer Länge von etwa 600 Metern von der Dieselstraße bis zur Siemensstraße.
„Von hier aus wird ein Stern aufgehen“, schrieb Gottlieb Daimler (1834 – 1900), ganz selbstbewusst schon im Jahr 1882 auf einer Ansichtskarte, die er an seine Familie schickte. Nach einer Ausbildung zum Büchsenmacher wechselte der junge Bäckersohn zum Maschinenbau. Dort traf er auf den hochbegabten Konstrukteur Wilhelm Maybach. Die beiden sollte eine lebenslange Freundschaft und ein außerordentliches Lebenswerk verbinden.
1872, Daimler war 38 Jahre alt, macht ihm Nikolaus Otto, ein verlockendes Angebot. Er solle als Technischer Direktor in seine Fabrik wechseln. Daimler nahm das Angebot an, und Maybach folgte seinem Freund als Konstrukteur. Noch im gleichen Jahr brachte Maybach den von Nikolaus Otto entworfenen Motor zur Serienreife.
Daimler wurde in der Fabrik, die große Industriemotoren herstellt, immer unzufriedener, denn er träumte von kleineren, vielfältig einsetzbaren Motoren, die den Menschen zu Mobilität verhelfen sollten. Doch diese Idee konnte er bei Otto nicht verwirklichen. So gründete Daimler, zusammen mit Maybach, kurzerhand eine eigene Versuchswerkstatt in seinem privaten Gartenhaus – dort
arbeiteten sie Tag und Nacht – und das unter strengster Geheimhaltung. Nicht einmal die Ehefrau, geschweige denn die Hausangestellten wussten, woran die beiden Entwickler tüftelten. Ein misstrauischer Gärtner soll in der Werkstatt eine illegale Münzpresse vermutet haben und rief die Polizei. Die musste bei ihrem mitternächtlichen Einsatz jedoch feststellen, dass die heimlichen Arbeiten legal zu sein schienen und räumten das Feld.
Hier entstand der erste kleine und leicht laufende Benzinmotor. Im August 1885 baute Gottlieb Daimler dann sein erstes mobiles und motorbetriebenes Fahrzeug, den sogenannten Reitwagen. Das Zweirad, das sein jüngster Sohn über eine drei Kilometer lange Strecke lenken durfte, funktionierte problemlos.
„Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren. “ Diese Fehleinschätzung Daimlers reichte aber für eine Fabrikgründung 1887 aus, in der Daimler und Maybach 1889 das erste eigenständige Automobil, den Stahlradwagen konstruierten. Aus dieser Fabrik wurde 1890 die Daimler-Motoren-Gesellschaft.
Gottlieb Daimler starb am 6. März 1900, kurz vor seinem 66. Geburtstag. Der Mann, der tatsächlich einen Stern am Autohimmel aufgehen ließ (im Jahr vor seinem Tod wurde der erste Mercedes gebaut – benannt nach dem Vornamen der Tochter des österreichischen Kaufmanns Emil Jellinek) erlebte die Mobilisierung der Massen, von der er immer geträumt hatte, jedoch nicht mehr mit.
An der Ecke Daimlerstraße/Siemensstraße steht seit 1990 eine sich nach oben verjüngende Steinstele auf quadratischem Sockel, das an dass unter der Leitung der Gestapo stehende Lager auf dem Grundstück gegenüber erinnert. Es nahm nach der Bombardierung des Kaplanhofes auch weibliche Häftlinge auf. Die Zustände im Lager selbst ähnelten denen in Konzentrationslagern.


