


Die Bürgerstraße ist eine Straße in der Innenstadt. Sie führt auf einer Länge von knapp 700 Metern von der Landstraße zum Südbahnhofmarkt und wurde 1869 so benannt. Dieses Jahr war für die Linzer Straßenbezeichnungen entscheidend, denn eine amtliche Benennung von Straßen und Plätzen ist erst seit 1869 üblich.
Um 1800 war das Gebiet des heutigen Neustadtviertels größtenteils noch unbebaut. Durch die steigende Anzahl von Fabriken stieg jedoch auch die Einwohnerzahl von Linz stark an. Zum Schutz vor gesundheitlichen Schäden siedelte man die neuen Fabriken weitab vom ursprünglichen Stadtkern an, wo auch Arbeitersiedlungen entstanden. Zwischen der Pferdeeisenbahn im Osten, der Westbahn im Süden, der Landstraße und der Mozartstraße entstand dann dieses beliebte Wohnviertel für Angestellte und Beamte. Die Straßen legte man geradlinig im Schachbrettmuster an, die Häuser wurden einige Stockwerke hoch gebaut und mit dem für die Gründerzeit typischen, oft neubarocken Fassadendekor versehen.
Die Bürgerstraße wurde, wie die meisten Straßen in diesem Bereich, 1862 angelegt und lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen. Der erste Teil aus zwei Häuserblöcken bis zur Humboldtstraße mutet großstädtisch an, die Gebäude sind sehr hoch und meistens nach 1945 entstanden. Im zweiten Abschnitt (östl. der Humboldtstraße) dominieren das Straßenbild viele gut erhaltene Zinshäuser aus dem 19. Jahrhundert.
Die Namensgebung 1869 erfolgte in bewußter Gegenüberstellung zur aristokratischen Herrenstraße mit ihren vielen landgräflichen Herrenhäusern.
Interessant ist das Haus Bürgerstraße 46, ein Zinshaus in ganz typischen Formen der Neuen Sachlichkeit, 1924 von Mauriz Balzarek (siehe Balzarek-Rondeau) erbaut. Nach dem Ersten Weltkrieg waren tausende LinzerInnen ohne Unterkunft. Noch 1923 mussten Baracken errichtet werden. Die Finanzierung von Wohnbauten erfolgte oft über Anleihen und Kredite. Große Betriebe ließen für ihre MitarbeiterInnen Wohnungen errichten. Die Elektrizitäts- und Straßenbahngesellschaft, für die Mauriz Balzarek bereits den Bürobau aus dem Jahr 1912 entworfen hatte, beauftragte ihn erneut – diesmal, um ein Wohnhaus zu planen.


