





Archivar – das klingt erst mal nach langen Gängen, staubigen Büchern und unleserlichen Schriften. Beim Besuch bei Norbert Kriechbaum im Landesarchiv war einiges davon zwar auch zu sehen, aber auch all das zu spüren, was die Arbeit hier ungeheuer spannend macht.
Schon seit seinem Geschichtsstudium hat Norbert Kriechbaum in Bibliotheken und Archiven gearbeitet und dabei die Erfahrung gemacht, dass ihn die Arbeit mit den Primärquellen, also den tatsächlichen Originalen, den Urkunden, Briefen und sonstigen schriftlichen Zeugnissen der Vergangenheit, fasziniert.
Diese Aura der Authentizität macht ehrfürchtig:
Es finden sich etwa ein Notenblatt von Anton Bruckner persönlich geschrieben, Briefe von Johannes Kepler oder die Anordnung von Graf Herberstorff an etwa 5000 Männer, am 15. Mai 1625 auf dem Haushamerfeld zu erscheinen, wo dann das sogenannte Frankenburger Würfelspiel, ein grausames Blutgericht, abgehalten wurde.
Das älteste Dokument im Landesarchiv ist ein Fragment aus der Zeit um 800 und enthält einen Text von Eugippius ; es ist ein sogenannter „Buchdeckelfund“ – also ein Blatt, das bei der Restaurierung eines Handschrifteneinbandes zufällig gefunden wurde.
Die älteren Urkunden sind alle auf Latein, erst im Laufe des 14.Jahrhunderts wurden sie auch auf Deutsch verfasst. Mit Kaiser Maximilian I. (etwa um 1500) beginnt das Aktenzeitalter, es wird jetzt deutlich mehr dokumentiert (während man sich vorher nur auf Wichtiges beschränkte) – die Aktenanzahl schwillt ungeheuer an. Bis heute haben sich ca. 40000 Laufmeter Akten, Handschriften, Urbare, Indizes etc. angesammelt, die in den Speichern des Landesarchivs aufbewahrt werden.
Das Archiv ist das historische Gedächtnis des Landes, weniges ist auf Mikrofilm vorhanden, das meiste ist im Original und zunehmend mehr auch digital einsehbar. Gefunden werden einzelne Schriftstücke an Hand von Verzeichnissen, die Akten sind nach dem Provenienzprinzip geordnet, das heißt, sie blieben im Entstehungszusammenhang erhalten und sind nicht nach thematischen Gesichtspunkten gegliedert.
Norbert Kriechbaum arbeitet natürlich nicht nur mit den Quellen alleine, er ist auch für Publikationen des Landesarchivs im hauseigenen Verlag verantwortlich, weiters beantwortet er Anfragen und betreut Forschende bei ihrer Arbeit im Lesesaal, in dem man nach Anmeldung Nachforschungen in historischen Unterlagen anstellen kann, um etwa in alten Matriken nach Ahnen zu forschen.



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