

Die Billingerstraße ist eine Straße in Steg. Sie führt auf einer Länge von etwa 170 Metern von der Zerzerstraße zur Baumgärtelstraße.
Was man von Richard Billinger (1890-1965) allenfalls noch weiß: Er war ein Bauerndichter und hat sich den Nationalsozialisten angebiedert.
Billingers Dramen sind wohl im bäuerlichen Milieu angesiedelt, doch geht es in ihnen weniger um die Probleme des Bauernstandes als um das Entfesseln jener dämonischer Kräfte, die alten Bräuchen zugrunde liegen. Er war in der Zeit des Nationalsozialismus ein Erfolgsautor. Seine Dramen, die keine rassistischen Äußerungen enthalten, wurden missverständlicherweise aufgrund der folkloristischen Bezüge in die damals propagierte Blut-und-Bodenliteratur eingeordnet.
Billinger nützte das Missverständnis und biederte sich an: Als Homosexueller fürchtete er die Verfolgung. Der entging er, trotz kurzer Inhaftierung zwar, doch traf ihn das Urteil der Nachwelt dafür umso heftiger. Auch wenn den Nationalsozialisten die Offenlegung dämonischer Vorstellungswelten, verschleierter Homoerotik oder angestauter Triebenergien suspekt war, wurden seine Texte, auch durch Billingers indifferentes Verhältnis zur Politik und seine opportunistische Haltung, ideologisch vereinnahmt. Bis zum Kriegsende war Billinger auch als Drehbuchautor und Berater für die reichsdeutsche Filmproduktion tätig, darunter für Luis Trenkers Der Berg ruft (1938).
Nach dem Krieg wurde Billinger, der nie diszipliniert arbeitete, sondern eruptiv schrieb, alkoholabhängig. Seinen Lebensabend verbrachte er in Linz. Seine Gedichte deklamierte er in Wirtshäusern in die Runden von Betrunkenen, die keine Ahnung hatten, wer es war, der ihnen diese gereimten Gebete, Flüche und Visionen entgegenschrie.

