„Am Anger“ zweigt von der Pachmayrstraße in Gründberg ab und führt in einem Bogen auf 500m Länge nach Nordwesten, großteils mit der für diesen Stadtteil typischen Bauten der NS-Zeit. In den meisten Gebäuden befinden sich Wohnungen, aber man findet auch Nahversorger, wie hier etwa die Bäckerei Kandur (Am Anger 7a).
Das Wort Anger stammt aus dem Althochdeutschen und bezeichnet ein meist grasbewachsenes Stück Land, das im Gemeinbesitz war. Es war ein Ort für Feste und andere gemeinschaftliche Aktivitäten (vom Brot backen bis zum Wäsche waschen), manchmal auch gemeinsames Weideland. In der modernen Zeit wurde dieses Land von den Gemeinden oft privatisiert oder zu Bauland umgewandelt.
Wofür dieser Anger verwendet wurde und wann er privatisiert wurde, konnte ich nicht recherchieren – solche Bezeichnungen (Flurnamen) gehen oft auf mündliche, sehr alte Überlieferungen zurück.
Gemeinderätin Sarah Fechter (nein, die Namensgleichheit ist nicht zufällig!) wohnte einige Zeit „Am Anger“:
„Damals, Anfang 20, zog ich in eine Dachgeschosswohnung „Am Anger“ – meine erste eigene Wohnung! Die Wohnung selbst war ein charmantes kleines Reich unter dem Dach. Im Sommer verwandelte sie sich zwar in eine Art Sauna, aber das war ein kleiner Preis für das, was sie bot: eine der am besten aufgeteilten Wohnungen, die ich je mein Eigen nennen durfte.
Was diesen Ort wirklich besonders machte, waren die Nachbarn, alle schon in der Pension. Fast täglich kamen Freunde zu Besuch, und ich traf ausschließlich auf Verständnis meiner Nachbarn. Auch mein kleiner Hund Elvis – der natürlich nicht immer ganz leise war, wurde von allen positiv aufgenommen. Ich lernte, wie wertvoll es ist, Generationen zu verbinden und voneinander zu lernen.
Eines jedoch bereue ich: Mein Fahrrad beim Auszug zu vergessen – als ich zwei Jahre später daran dachte, war es, „komischerweise“, nicht mehr da.
„Am Anger“ zu wohnen, zeigte auch das, was Linz so charmant macht. Ging man von der Haustür nach links, landete man innerhalb von fünf Gehminuten im Wald. Ging man nach rechts, war man gleich bei der Straßenbahn und in ein paar Minuten in der Stadt. Heute, viele Jahre später, blicke ich mit einem Lächeln zurück: Es war mehr als nur eine Wohnung!“