Agathe-Schwabenau-Weg

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Der Agathe-Schwabenau-Weg ist eine Straße in Pichling, zweigt in südlicher Richtung von der Fischerfeldstraße ab und endet nach wenigen Metern als Sackgasse. Die Straße wurde erst 2022 nach der Malerin Agathe Schwabenau (1857–1950) benannt, die Häuser am Agathe-Schwabenau-Weg sind derzeit noch im Bau.

Die künstlerische Entwicklung von Agathe Schwabenau spannt in 50 Jahren mit 1425 Ölbildern einen Bogen, der von der tonigen Landschaftsmalerei der Mitte des 19. Jahrhunderts über Werke, die an Gemälde des Stimmungsimpressionismus erinnern, bis hin zu einer aufgelockerten Malweise des beginnenden 20. Jahrhunderts, reicht.

Agathe von Schwabenau, die jüngste von drei Töchtern des Ehepaares Antonie und Anton Ferdinand Ritter von Schwabenau, hatte das künstlerische Talent ihrer Mutter, die in jungen Jahren selbst Malerin war, geerbt. Am 23. September 1857 in Ödenburg geboren, wächst sie gemeinsam mit den Schwestern Valerie und Marianne in Ungarn auf dem Familiengut und später in Linz, Promenade 25, auf. 

Der Vater nahm in der Verwaltung des Landes als k.k. Vizepräsident der oberösterreichischen Statthalterei eine hohe Position ein. Diese familiäre Grundlage ermöglichte es Frauen im 19. Jahrhundert dem künstlerischen Talent nachzugehen. Bereits als 15-jährige nahm Schwabenau gemeinsam mit Franziska Baernreither (siehe Baernreitherweg) an einer Ausstellung über Handarbeiten und Zeichnungen in Linz teil. Ihr Talent wurde von Beginn an durch Privatunterricht gefördert.
Dieser Privatunterricht wurde nach der Heirat mit Richard Hofmann 1882 beendet. Die nächsten Jahre verbrachte Schwabenau in Kleinmünchen auf dem Firmensitz der Industriellenfamilien Löwenfeld & Hofmann. Hier wurden ihre drei Kinder geboren, das Leben drehte sich primär um die Familie und um gelegentliche Besuche von befreundeten Persönlichkeiten.

1894 erfolgte die Übersiedlung nach Linz, wo man ab 1897, nach dem Tod des Firmengründers Adolf Hofmann, das Palais in der Herrenstraße 18 bewohnte. In diesem Umfeld entfaltete Agathe Schwabenau einen Salon mit stark künstlerischer Note, der zu einem zentralen Treffpunkt für die Linzer Gesellschaft wurde. Im Gartentrakt des Hauses wurde für sie ein Atelier eingerichtet.

„Es war eben die Zeit, wo man aus Langeweile in Linz sterben konnte“, schreibt Agathe Schwabenau in ihren Erinnerungen. Kulturelle Ereignisse fanden in der Stadt selten statt. Auf Bitte des amtierenden Präsidenten Graf Weissenwolf übernahm Agathe Schwabenau seine Agenden im Vorstand des Kunstvereins und konnte mit der Übersiedlung in drei Räume des 1903 errichteten Volksgartenpavillons die Ausstellungssituation wesentlich verbessern – wodurch die Linzer Bevölkerung etwa auch die Werke von Gustav Klimt kennen lernte. 

Auch die Gründung der ersten Malschule weist Agathe Schwabenau als Pionierin der Linzer Kulturarbeit aus, nach und nach übernahm sie weitgehend den organisatorischen Teil der Malschule. „Ich malte dort und in meinem Atelier große Stillleben, wenn es meine freie Zeit gestattete“.  

Werke von Agathe Schwabenau waren ab 1896 in Ausstellungen des Kunstvereins und im Jänner 1900 in der großen Ausstellung im Museum zu sehen. Auch 1903 wurden ihre Gemälde und Aquarelle in der Kunstvereinsausstellung in der Presse. Stilleben und Landschaft dominierten das Oeuvre in der ersten Schaffenshälfte. 

Agathe Schwabenau war auch eine ausgezeichnete Pianistin und mit der Musikszene der Stadt bestens vernetzt, etwa mit Göllerich oder Bruckner. Ihre Freundschaft mit Oberstleutnant  Doposcheg-Uhlar war 1905 für Richard Hofmann wohl ein Anlass für die Trennung von seiner Frau.

Nach der Trennung von Richard Hofmann und ihrer Familie wohnte Agathe Schwabenau vorerst in Wien. Im Oktober 1905 entstanden gezeichnete Ansichten, die den Blick aus dem Hotel Werndl auf die Peterskirche und auf andere Plätze der Stadt zeigen. Im Jänner 1906 stellt sie einen Antrag um Auswanderungsbewilligung und übersiedelt nach München. Sie gewann dort und in der Künstlerkolonie Dachau wichtige Einflüsse auf ihre malerische Entwicklung. Ihr intensives Studium bei Künstlern wie Adolf Hölzel und Hans Müller-Dachau, Theodor Hummel und in der Malschule Graumann-Kertz begann.

 Auf Fotografien, die die Künstlerin im Atelier in München an der Staffelei zeigen, erkennt man relativ großformatige Gemälde, die die thematische Auseinandersetzung mit der Bergwelt sowie dem Stillleben aufweisen. Parallelen zu ihrem Sohn, dem Maler Egon Hofmann-Linz, mit dem sie malend in den Bergen unterwegs war, sind vor allem motivisch zu finden. Beide verbindet die Begeisterung für die Bergwelt, die sie gemeinsam erkunden und in Werken festhalten.

Im Dezember 1908 heiratet Agathe Schwabenau in Budapest Josef Doposcheg-Uhlár, 1915 übersiedeln sie nach Partenkirchen in ihr neu gebautes Haus „Villa Silberacker“. Der frühe Tod ihrer Tochter Agathe im Jahr 1919, die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges  sowie eigene Erkrankungen hinterließen tiefe Spuren. Immer wieder fand Schwabenau in der Kunst eine Ablenkung von Sorgen sowie eine Stütze für die Bewältigung der erschwerten Lage. Nach dem Verlust des gesamten Vermögens wurde die Villa verkauft und das Ehepaar zog 1925 in ein neu gebautes kleines Haus„Agathe“. Dort gab sie auch wieder Unterricht und empfing Käufer.

Als ihr jüngster Sohn Adolf, der die Firma der Familie geleitet hatte, 1934 einem völlig unerwarteten Herzversagen erlag, geriet Schwabenau in eine 7-monatige tiefe körperliche und seelische Krise. Wieder konnte die Arbeit im Atelier an der Staffelei ihr die Kraft geben, den Schmerz über Tod von zwei ihrer Kinder zu überwinden.

Zurückgezogen und bis zuletzt künstlerisch tätig lebte Agathe von Schwabenau bis zu ihrem Tod 1950 in Garmisch-Partenkirchen.

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