Adalbert-Stifter-Platz

Der Platz erstreckt sich von der Unteren Donaulände bis zu den Stufen, die zur Kunst-Uni führen. 

Den Namensbezug zu Stifter stellt das Stifterhaus her. Dieses Haus gehörte dem Linzer Kaffeehausbesitzer Joseph Hartl und Stifter war dort zunächst nur wochenweise zu Gast, bis er letztendlich ganz nach Linz zog und hier bis zu seinem Tod 1868 lebte. Heute befindet sich darinnen das Adalbert-Stifter-Institut, ein Literaturmuseum mit Veranstaltungsbetrieb. In dem Teil, der früher Zollamtsplatz hieß, befindet sich seit 1990 einer der 10 Linzer Jubiläumsbrunnen (500 Jahre Landeshauptstadt) – auch er stellt durch den Granitblock, der an die Landschaft rund um  Stifters Geburtsort in Oberplan denken lässt, eine Verbindung zum Namen des Platzes her.

Dominierendes Gebäude ist das Generalihaus, das an der Stelle steht, an der das geschichtsträchtige Hotel Weinzinger stand und in dem heute die Sigmund-Freud-Privatuniversität, Büros und die KFZ-Zulassungsstelle der Generali-Versicherung untergebracht sind. An der Seite gegenüber dem Brunnen befindet sich das Restaurant „Goldene Pagode“

Adalbert Stifter trug anfänglich den Vornamen Albert und wurde 1805 als ältester Sohn des zunächst als Leineweber und später als Garnhändler tätigen Johann Stifter und dessen Frau Magdalena in Oberplan an der Moldau im Böhmerwald geboren. Der Vater starb, als er 1817 unter einen umstürzenden Flachswagen geriet. Bis der Großvater mütterlicherseits, Franz Friepes, Adalbert 1818 gegen einigen Widerstand in das Stiftsgymnasium Kremsmünster schickte, arbeitete der bei der Mutter aufwachsende Stifter vor allem in der Landwirtschaft des väterlichen Großvaters Augustin Stifter, um die kargen Lebensverhältnisse der Familie zu bessern. Die Zeit in Kremsmünster beschrieb er später als die schönste Zeit seines Lebens.

1826 nahm er ein Studium der Rechte in Wien auf und erzielte bei den ersten Prüfungen gute Ergebnisse. Sein Studium finanzierte er durch Privatunterricht als Hauslehrer, in die Zeit seines Studiums fallen auch erste dichterische Versuche (1827), die von Goethe und Herder beeinflusst sind. Gleichzeitig verliebte er sich unglücklich in Fanny Greipl, die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, die seine Werbebriefe nicht erwiderte. Stifter verfiel in zunehmende Selbstzweifel, die er mit Alkohol zu verdrängen versuchte. Die se unglückliche Beziehung zu Fanny belastete auch seine Leistungen an der Universität, sodass er 1830 sein Studium ohne Abschluss abbrechen musste.

1832 und 1833 bemühte sich Stifter erfolglos um amtliche Lehrstellen. Im Februar 1833 brach Fanny die sporadische Beziehung endgültig ab. Kurz darauf lernte Stifter die Tochter eines pensionierten Fähnrichs, die Putzmacherin Amalia Mohaupt (1811–1883) kennen: „Der ersten Rose schneller Tod weckt seiner Thränen Lauf, und dort, wo seine Thräne fiel, blüh’n neue Rosen auf“ (Stifter). Nachdem er sich mit ihr verlobt hatte, schrieb er am 20. August 1835 einen letzten Reuebrief an Fanny, in dem er erklärt, nur aus Eifersucht so gehandelt zu haben.

1837 heiratete Stifter Amalia, das Paar wurde von materiellen Sorgen geplagt, die in den folgenden Jahren augenfälliger wurden. Amalia wurde als fast verschwendungssüchtig beschrieben, 1837 und 1841 fanden Pfändungen statt. Seine Ehe mit Amalia beschrieb Stifter selbst jedoch als glücklich. Amalia pflegte und umsorgte den häufig kranken Stifter während über dreißig Ehejahren und hielt die Wohnungen in peinlicher Ordnung. Laut seiner Briefe liebte und verehrte Stifter seine Frau und verdrängte die Erinnerung an seine frühere Liebe Fanny.

Neben seinen Prosatexten entstanden 1839 seine ersten wichtigeren Gemälde, etwa „Blick auf Wiener Vorstadthäuser oder Ruine Wittinghausen. 1840 erschien „Der Condor“ und wurde wohlwollend aufgenommen, ebenso wie die Erzählung „Feldblumen“

Nach 1841 nahm Stifter wieder die Tätigkeit als Hauslehrer auf und unterrichtete unter anderem den Sohn des österreichischen Staatskanzlers Metternich.

1842 gelang der literarische Durchbruch mit Werken wie „Abdias“ oder „Brigitta“, der Stifter auch materiell zunehmende Unabhängigkeit brachte. 

Die Unruhen des Revolutionsjahres 1848 veranlassten Stifter, der als ein Anhänger der revolutionären Bewegung galt, Wien zu verlassen und nach Linz umzuziehen. 

Hier veröffentlichte er 1849 die Erzählung „ Die Landschule“, die die Arbeit der Landschullehrer positiv hervorhob. 1850 wurde er selbst zum Schulrat ernannt. Im selben Jahr wurde er auch Landeskonservator, als solcher setzte er sich für die Erhaltung und Restaurierung des Kefermarkter Flügelaltares oder für das Stadtbild von Steyr ein. Während der 1850er-Jahre war er maßgeblich am Aufbau des Oberösterreichischen Kunstvereins und an der Gründung der Oberösterreichischen Landesgalerie beteiligt.

Die Kinderlosigkeit schien Adalbert und Amalia Stifter belastet zu haben. Daher nahmen die Stifters Juliane, eine Nichte Amalias, als Ziehtochter auf. Diese riss aber mehrmals von zu Hause aus; nachdem sie auch im Winter 1859 mehrere Tage verschwunden gewesen war, fand man ihre Leiche in der Donau. Ob ihr Tod durch einen Unfall verursacht worden war oder sie sich umgebracht hatte, blieb ungeklärt. Dieser Schicksalsschlag traf die Stifters schwer.

Stifters Gesundheitszustand verschlechterte sich Ende der 1850er Jahre zunehmend. Zur Linderung seines „Nervenleidens“ nutzte er Kuraufenthalte, die er vorwiegend in Kirchschlag verbrachte, wo er die gesunde Luft genoss und sich für seine Kurbehandlungen in das „Badhaus“ zurückziehen konnte. 

In dieser Zeit verzögert sich die Arbeit an seinem historischen Roman „Witiko“ um mehrere Jahre. 

Überdies konnte er sein Lehramt nicht mehr ausfüllen, weswegen er 1866 pensioniert wurde. Durch die Intervention eines Gönners erhielt er zur Pension den Amtstitel Hofrat  verliehen.

Stifter galt als übermäßiger Esser und Trinker, was als ursächlich für seine gesundheitlichen Probleme angesehen werden kann. Immer wieder ließ er sich Lahners Frankfurter Würstel von einem Wiener Freund anliefern: „Kaufe mir für das Geld“, schrieb er, „welches in diesem Briefe liegt, so viele so genannte

Frankfurter Würstel, als du bekömmst, wenn du vorher die Schachtel bezahlt hast, in die du die Würstel tun musst, damit sie mir überbracht werden. Aber höre und überlege wohl: du darfst die Würstel nur bei kaltem Wetter senden.“

Sein Speisezettel umfasste gewöhnlich täglich sechs Mahlzeiten. So konnte das zweite Frühstück durchaus aus einem Schnitzel mit Erdäpfelsalat mit bestehen. Das Mittag- und Abendessen bestand aus jeweils drei Gängen. So wird berichtet, dass einmal die Vorspeise aus sechs Forellen und der Hauptgang aus einer ganzen gebratenen Ente bestand. An das Mittagessen schlossen sich Kaffee und eine Jause, gefolgt vom Abendessen, an. 

Von den zunehmenden Beschwerden einer Leberzirrhose geplagt, öffnete sich Stifter am 26. Jänner 1868 auf dem Krankenbett mit einem Rasiermesser die Halsschlagader. Er starb zwei Tage darauf, allerdings nicht, wie neuere Biografen gezeigt haben, an den Folgen der Schnittwunde. Sein Freitod-Versuch blieb in der Todesurkunde unerwähnt, da er als Selbstmörder zur damaligen Zeit nicht in „geweihter Erde“ hätte bestattet werden dürfen. Auf dem St.Barbara-Friedhof in Linz fand Adalbert Stifter seine letzte Ruhestätte.

Es gibt über Stifter zahlreiche Anekdoten, etwa die, wie er seine Frau (fast im Stil von „Aschenputtel“ 🤭) kennenlernte:

Stifter war zu einer häuslichen Tanzunterhaltung eingeladen. Als die Gesellschaft aufbrechen wollte, goß es draußen in Strömen. Da um die schon sehr vorgerückte Stunde nirgends ein Fiaker aufzutreiben war, wurden die Damen von der Frau des Hauses mit festen Schuhen versehen und der Obhut der Herren übergeben. Stifter war so glücklich, das Fräulein Amalie Mohaupt heimbegleiten zu dürfen. Amalie, deren Reize Stifters Aufmerksamkeit schon während des Balles in hohem Maße erregten, war in Gesellschaft einer älteren Begleiterin, bei der sie in Wien wohnte, zu der Unterhaltung erschienen.

Nach einigen Tagen erhielt nun Stifter von der Frau, die jenen Hausball gegeben hatte, einen Brief, worin sie mitteilte, Fräulein Amalie vermisse ihre Ballschuhe und glaube sich zu erinnern, sie Herrn Stifter bei jenem Heimwege anvertraut zu haben. – Die Sache verhielt sich wirklich so. Die Schuhe befanden sich in der Seitentasche seines Mantels. In seiner Begeisterung hatte er dieselben zu übergeben vergessen. Er antwortete sogleich, es werde ihm Vergnügen bereiten, sie der Eigentümerin persönlich zu überbringen. So brachte er als dem schönen Fräulein Amalie die Schuhe, plauderte eine Weile mit ihr und empfahl sich wieder. Beim Weggehen aber schien es ihm, als wäre er zum Wiederkommen eingeladen worden, was zur Folge hatte, daß er zuerst in drei Wochen und dann in immer kürzeren Zwischenräumen seinen Besuch wiederholte, bis er endlich jeden Tag als verloren betrachtete, an dem er Amalie nicht gesehen hatte.

Schön ist auch die Geschichte, wie er zu seiner Erzählung „Bergkristall“ inspiriert wurde:

Während Stifters Besuch in Hallstatt stieg Simony mit seinem Freunde das hochromantische Echerntal zum Waldbachstrub hinauf. Der Naturforscher sprach vom Waldbach, der das Wasser vom Hallstätter Gletscher zu Tal bringt, und erzählte, wie er vor etlichen Jahren zum Karlseisfeld vorstoßend und im Eise weiter vordringend eine märchenhafte Gletscherhöhle entdeckte. Er erzählte dem begeistert zuhörenden Dichter von der Pracht des blaugrünen Gletschereises und von einer Mondnacht, die er dort oben erlebt hatte.

»Nichts fehlt zu dem herrlichen Bilde als eine passende Staffage«, fügte Stifter hinzu. – Und im selben Augenblick kamen, hinter Felsblöcken hervortretend, zwei Kinder des Weges. Es war ein Knabe und ein Mädchen, sie hatten große Filzhüte auf und »Grastücher« zum Schutze gegen den Regen umgehängt. Beide gingen ohne Scheu auf sie zu und boten ihnen in einem Körbchen Erdbeeren zum Kaufe an. – »Ich werde sie euch gerne abkaufen, ihr müsst sie aber auch gleich mit verspeisen«, sagte er freundlich zu ihnen und forderte sie auf, sich mit ihnen auf einen überdachten Bretterst0ß zu setzen. Die Kinder taten es gerne. – »Wo kommt ihr denn her?« fragte der Dichter weiter. – »Unser Ahnl ist auf der Wiesalm oben, wir haben ihm was zum Essen gebracht«, erwiderte der Knabe, der älter war als das Mädchen. – »Und wo habt ihr denn die schönen Erdbeeren gefunden?« – »Bei einem Schlag beim Ursprungkogel«, sagte der Knabe, »als es dann zu regnen anfing, haben wir unter einem Steine Schutz gesucht, bis das Ärgste vorbei war. Und jetzt gehen wir wieder heim.« – Und im Geist des Dichters erwuchs aus Simonys Bericht von der Gletscherhöhle und der Begegnung mit den beiden Kindern die Handlung für eine seiner schönsten Erzählungen: »Bergkristall«.

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